Aquarell malen lernen - die wichtigsten Techniken und Übungen für Anfänger
Du möchtest Aquarell malen lernen, weißt aber nicht, wie und womit du anfangen sollst? Dieser Guide erklärt dir alle wichtigen Techniken, wie du am besten startest und welche Anfängerfehler du vermeiden solltest.
Was brauchst du zum Aquarell malen?
- ein Wasserglas
- 1-3 Aquarellpinsel in verschiedenen Größen
- Aquarellpapier
- Aquarellfarben
- ein Tuch oder Küchenkrepp
- eine Palette oder einen Teller zum anmischen der Farbe
Möchtest du mehr über die einzelnen Materialien erfahren und wissen, worauf du beim Kauf von Aquarellpinseln, Aquarellpapier und Aquarellfarben achten solltest? In meinem Blogartikel zur Aquarell Grundausstattung erkläre ich dir genau die Unterschiede und gebe dir verschiedene Produktempfehlungen, die sich auch für Anfänger eignen.
Aquarell malen lernen: Die ersten Schritte
Bevor du mit deinem ersten Aquarell Bild starten kannst, solltest du dich mit den Materialien und ihrer Anwendungsweise vertraut machen. Aquarellfarben verhalten sich anders als zum Beispiel klassische Wasserfarben oder Temperafarben. Hier erkläre ich dir Schritt für Schritt, anhand von verschiedenen Übungen, wie du mit Aquarell Malen anfängst und worauf du achten musst.
Wenn du die Übungen mitmachen möchtest, dann lege dir ein Aquarellblatt, einen Pinsel, mindestens 2 Aquarellfarben, eine Palette, ein Glas mit sauberem Wasser und ein Küchenkrepp oder Baumwolltuch bereit.
Farben mischen
Aquarellfarben werden in der Regel nie direkt aus der Tube oder aus dem Näpfchen auf das Papier aufgetragen, sondern auf einer Palette mit Wasser angemischt. Und so gehst du dabei vor:
- Mache den Pinsel komplett nass und streife etwas von dem überschüssigen Wasser am Wasserglas Rand ab.
- Mit dem nassen Pinsel kannst du nun etwas Farbe vom Näpfchen aufnehmen, indem du den Pinsel auf der Farbe kreisen lässt. So wird die Farbe aktiviert.
- Tupfe die aktivierte Farbe auf die Farbpalette.
- Wiederhole diesen Vorgang, bis du genügend Farbe auf der Palette hast.
Tipp: Habe immer ein kleines Stück Aquarellpapier bereit liegen, um die angemischte Farbe zu testen. Mit einem Tuch oder Küchenkrepp kanns du zwischendurch den Pinsel etwas trocknen.
Verhältnis von Farbe und Wasser
Weil Aquarellfarben auf Wasser basieren, ist es wichtig, immer ausreichend Wasser zu verwenden. Dabei gilt, je mehr Wasser du beimischst, desto transparenter und heller wird die Farbe. Möchtest du also dunkle Farbe anmischen, muss das Verhältnis vom Wasser zur Farbe geringer sein.
Tipp: Solltest du beim Malen feststellen, dass du zu viel Wasser verwendet hast und sich Pfützen auf dem Aquarellpapier bilden, kannst du es mit einem Pinsel wieder abtragen, indem du den Pinsel auswäschst, etwas trocken machst und wieder über die Fläche gehst. Alternativ kannst du etwas Wasser auch mit einem Tuch abtragen.
Andersherum kannst du auch zu trockene Farbe auf dem Papier mit etwas Wasser vom Pinsel erneut anfeuchten. Das funktioniert aber nicht mit allen Farben und auf jedem Papier gut. Umso wichtiger ist es, vorher genug Farbe im richtigen Verhältnis anzumischen.
Merke: Wie hell und transparent eine Farbe ist, kontrollierst du mit der Menge an Wasser, die du beimischst.
Übung: Nimm dir eine Farbe und mische sie mit wenig Wasser an. Male anschließen auf ein Aquarellblatt einen Kreis. Jetzt gibst du nach und nach immer mehr Wasser in deine Mischung hinein und malst weitere Kreise, bis die Farbe sehr hell und transparent ist. Widerhole diese Übungen gerne mit weiteren Farben, um ein Gefühl für die verschiedenen Farbtöne zu bekommen.
Wasserränder vermeiden
Wasserränder sind ein schöner aber meistens zufälliger Effekt beim Aquarell malen. Sie entstehen ungewollt, wenn man beim Mischen zu viel Wasser verwendet. Der Wasserdruck drückt dann die Pigmente nach außen, wodurch die typischen Ränder entstehen. Um Wasserränder zu vermeiden, solltest du also weniger Wasser und mehr Farbpigmente verwenden.
Wasserränder entstehen zudem häufiger auf glattem Aquarellpapier, weil es die Pigmente nicht so schnell aufnimmt wie mattes Aquarellpapier. Möchtest du also keine Wasserränder vermeiden, solltest du darauf achten, strukturiertes (mattes) Papier zu kaufen. Empfehlungen findest du hier.
Grundlegend geht es beim Aquarellmalen aber auch ein bisschen darum, Kontrolle abzugeben. Die Farben kann man nicht kontrollieren und oft entstehen wunderschöne Effekte, Farbverläufe und Strukturen, wenn man den Farben freien Lauf lässt. Probiere daher mal aus, ein bisschen mit den Verhältnissen und den Eigenschaften der Aquarellfarben zu spielen und lass dich von den Ergebnissen überraschen.
Die richtige Pinselhaltung und Pinselführung
Wie beim Schreiben ist es auch beim Malen so, dass man mehr Kontrolle über den Pinsel hat, wenn man ihn weit vorne anfasst. Möchtest du eher im Loose Watercolor Stil malen, dann fasse den Pinsel eher weiter hinten an. Für Details und feine Linien kannst du den Pinsel weiter vorne anfassen.
Der klassische Aquarellpinsel ist ein Rundpinsel, der vorne spitz zuläuft. Wenn du die Pinsel senkrecht zum Blatt stellst und über des Papier ziehst kann du feine Linien malen. Bei einer schrägen Pinselhaltung können Flächen ausgefüllt werden. Mit mehr Druck wird der Pinselstrich dabei breiter. Demnach kann ein einziger Pinsel sehr vielseitig eingesetzt werden.
Worauf du beim Kauf eines Aquarellpinsels achten solltest und welche verschiedenen Pinsel es gibt, kannst du hier nachlesen.
Übung: Nimm dir einen Rundpinsel und nimm etwas Farbe von deiner Palette auf. Versuche anschließend folgende 4 Pinselstriche nachzumachen:
- Halte den Pinsel Senkrecht zum Blatt und male mit leichtem Druck (nur mit der Spitze) feine Linien.
- Halte den Pinsel etwas schräger und male mit mehr Druck dicke Linien.
- Fange mit leichten Druck an und über beim Malen der Linie erst mehr und dann wieder weniger Druck auf den Pinsel aus, wodurch eine leichte Blattform entsteht.
- Versuche jetzt eine geschlängelte Linie zu malen und variiere dabei die Pinselhaltung und den Druck auf das Papier.
Grundlegende Aquarell Techniken für Anfänger
Bei der Aquarellmalerei gibt es verschiedene Techniken, die unterschiedliche Effekte erzeugen. Als Anfänger ist es sinnvoll, sich einmal mit allen Techniken vertraut zu machen, um ein Gefühl für Eigenschaften von Aquarellfarben zu bekommen.
Wenn du Lust hat, dann mal doch einfach gleich mit!
Lasurtechnik
Bei der Lasurtechnik spielt man mit der Transparenz von Aquarellfarben, indem man auf bereits getrocknete Farbe eine zweite transparente Farbschicht gibt. Wichtig ist es hierbei, schnell zu arbeiten, weil man sonst die untere Farbschicht wieder anlöst. Zudem sollte die untere Schicht komplett getrocknet sein, damit sich die Farben nicht vermischen.
Übung: Male mit verschiedenen Farben Rechtecke auf ein trockenes Aquarellpapier. Sobald die Farbe getrocknet ist, kannst du mit weiteren Farben Rechtecke über die getrocknete Farbe malen. Spiele mit verschiedenen Farbkombinationen und auch mit der Transparenz der Aquarellfarben, um ein Gefühl für das beste Mischverhältnis zu bekommen. Du wirst merken, dass sich manche Farben für diese Technik nicht eignen, weil sie sich sehr schnell wieder vom Papier lösen. Wie zum Beispiel das intensive Blau auf dem Foto. Obwohl es komplett trocken war, hat es sich beim Auftragen der gelben Farbe gleich gelöst und mit dem Gelb vermischt.
Laviertechnik/Verlaufstechnik
Mit der Laviertechnik bzw. Verlaufstechik kann man wunderschöne Farbverläufe erzielen. Möglich sind dabei Verläufe mit zwei oder auch mehreren Farben oder aber der Verlauf mit einer einzelnen Farbe. Bei beiden Varianten ist es wichtig, dass die Farbe beim Arbeiten feucht bleibt.
Zweifarbige Verläufe
Wenn man Farbverläufe mit zwei Farben erzeugen möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen du unterschiedliche Ergebnisse erzielen wirst..
1. Möglichkeit
- Mische 2 Farben, zum Beispiel Blau und Rot, getrennt auf deiner Palette an.
- Trage zuerst die rote Farbe auf das Papier auf.
- Mache den Pinsel sauber und nimm die blaue Farbe mit dem sauberen Pinsel auf.
- Setze die blaue Farbe an das Rot an und male die Fläche zu Ende. Damit ein Verlauf entsteht, muss die rote Farbe noch feucht sein.
- Male die Rote Farbe und die blaue Farbe getrennt voneinander auf das Aquarellpapier.
- Mache den Pinsel sauber.
- Befeuchte die Fläche zwischen dem Rot und dem Blau mit klarem Wasser und lasse die Farben hinein laufen. Wenn du magst, kannst du mit dem Pinsel ein bisschen nachhelfen.
- Mische einen roten Farbton auf der Palette.
- Gib anschließend die rote Farbe auf das Papier.
- Jetzt kannst du auf der Palette nach und nach immer mehr Blau in deine rote Farbe mischen und die Fläche fertig malen, bis du den blauen Farbton erzielt hast.
Einfarbige Verläufe
Wenn man einen Farbverlauf mit nur einer Farbe erzeuge möchte, fängt man an, die Fläche mit einer Farbe auszufüllen und fügt anschließend immer mehr Wasser in der Farbmischung auf der Palette hinzu. Genau so geht es natürlich auch von hell nach dunkel. Du malst mit einer Farbmischung die viel Wasseranteil hat und fügst deiner Mischung nach und nach mehr Farbpigmente hinzu und gibst sie auf das Papier.
Nass-auf-Nass-Technik
Man kann Aquarellfarbe auf Nasses oder trockenes Papier auftragen. Bei der Nass-in-Nass Technik wird das Papier erst angefeuchtet und anschließend die Farbe eingearbeitet. Die Farbe verteilt sich dann auf die gesamte angefeuchtete Fläche. Man kann so schöne Effekte erzeugen, indem man unterschiedlich dunkle Farben einarbeitet oder noch eine Komplementärfarbe rein tupft.
Übung: Befeuchte ein Fläche auf deinem Aquarellpapier mit Wasser. Gib anschließend etwas Farbe hinzu und beobachte, wie sich die Farbpigmente auf der Fläche verteilen. Solange die Fläche noch nass ist, kannst du weitere Farbe hineintupfen oder die Farbe mit dem Pinsel etwas verteilen.