Aquarell Grundausstattung - Aquarell Materialien für Anfänger: Das brauchst du wirklich zum Aquarellmalen
Aquarellmalerei ist in aller Munde. Loose Watercolor, florale Aquarelle, Watercolor Lettering oder Urban Watercolor - Aquarell Illustrationen und Motive finden sich grade überall auf Instagram, TikTok und YouTube. Vielleicht juckt es dich auch schon in den Fingern und du hast Lust kreativ zu werden und Aquarell malen zu lernen. Hier erfährst du, was du für den Anfang wirklich brauchst, in welche Produkte du investieren solltest, wo du sparen kannst und was unbedingt in die Aquarell Grundausstattung gehört.
Die 3 Qualitätsstufen
Aquarell Materialien lassen sich in 3 verschiedene Qualitätsstufen einordnen: No Name Produkte, Midrow Produkte und High End Produkte.
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No Name Produkte: No Name Produkte sind die Produkte, die vom klassischen Einzelhandel angeboten werden (zum Beispiel Rossmann oder Tedi). Sie sind zwar günstig, aber qualitativ nicht sehr hochwertig und beim Malen kommst du damit schnell an deine Grenzen. Wenn sich das Papier stark wellt, die Pinsel Haare verlieren oder die Farben stumpf und blass wirken, macht das Malen nicht besonders viel Spaß, weswegen ich dir dazu rate, auch als Anfänger mindestens in ein paar gute Midrow Produkte zu investieren.
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Midrow Produkte: Midrow Produkte können Eigenmarken großer Künstlerbedarfs-Händler sein (z.B. Boesner) oder auch günstigere Produktlinien hochwertiger Marken. So bieten zum Beispiel die Marken Schmincke und Windsor & Newton neben ihren teuren Profiprodukten auch Midrow Produkte auf Study Level Niveau an. Bei Schmincke ist das die Akademie Serie und bei Windsor & Newton die Cotman Serie. Sie sind tolle Einsteiger-Produkte und eignen sich wunderbar für Anfänger, weil sie nicht so teuer sind, aber schöne Ergebnisse ermöglichen.
- High End Produkte: Hierbei handelt es sich um die Produkte der bekannten Künstlerbedarfs-Hersteller mit der höchsten Qualität. Ein klassisches Beispiel ist die Horadam Serie von Schmincke. High End Produkte heben sich preislich erheblich von den Midrow Produkten ab, überzeugen aber auch durch höchste Qualität.
Ich würde dir immer empfehlen, in ein paar hochwertige Produkte zu investieren, anstatt viele günstige Produkte zu kaufen, die du nach kurzer Zeit durch hochwertigere Materialien ersetzten musst. Es gilt also: Qualität vor Quantität.
Im weiteren Verlauf des Textes erfährst du, welche Pinsel, welches Papier und welche Farben du für den Anfang benötigst und ich verrate dir, bei welchen Produkten du sparen kannst..
Aquarellpinsel
Was macht einen guten Aquarellpinsel aus?
Es gibt ein paar Eigenschaften, die die Qualität eines Pinsels bestimmen. Gute Aquarellpinsel verlieren keine Haare, speichern das aufgenommene Wasser gut und behalten ihre Form. Bei Rundpinseln ist zudem noch die Form der Spitze ausschlaggebend. Je spitzer der Pinsel zuläuft, desto vielseitiger lässt er sich einsetzen. Du kannst damit sowohl sehr feine Linien malen, als auch große Flächen füllen.
Die verschiedenen Aquarellpinsel
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Rundpinsel: Der Rundpinsel ist der klassische Aquarellpinsel für Anfänger. Mit ihm kannst du so gut wie jedes Motiv malen und es gibt ihn in zahlreichen Größen. Welche Größe du benötigst, hängt von dem Motiv, deinem Stil und der Größe des Motivs ab. Ich male sehr detailliert und nutze am meisten die Größen 4 und 6 sowie einen ganz feinen Pinsel in der Größe 10/0 für kleine Details.
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Flachpinsel: Mit Flachpinseln kannst du besonders gut grade Kanten malen. Sie werden aber zum Beispiel auch gerne verwendet, um beim Urban Watercolor Ziegelsteine anzudeuten und Strukturen zu malen.
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Schlepperpinsel: Mit dem Schlepperpinsel kannst du besonders gut feine Linien malen.
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Verwaschpinsel: Der Verwaschpinsel speichert besonders viel Wasser und hat in der Regel einen sehr breiten Kopf. Er eignet sich besonders gut für einfarbige oder großflächige Hintergründe und um das Papier zu lasieren.
- Katzenzungenpinsel: Der Katzenzungenpinsel ist vorne ein bisschen abgerundet. Mit ihm kannst du zum Beispiel besonders schön Blüten im Loose Watercolor Stil malen.
Für den Anfang empfehle ich dir 3-4 Rundpinsel in verschiedenen Größen zu kaufen. Mit der Zeit kannst du dich dann ein bisschen ausprobieren und du wirst schnell merken, was für dich gut funktioniert und welche Pinselformen du bevorzugst.
Aquarellpinsel Empfehlungen für Anfänger
Aquarellpinsel Empfehlungen für Fortgeschrittene
Aquarellpapier
Ein gutes Aquarellpapier gehört in jede Grundausstattung. Hier solltest du auf keinen Fall sparen und lieber zu hochwertigen Produkten greifen.
Im Handel gibt es eine riesige Auswahl an Aquarellpapieren mit unterschiedlichen Eigenschaften. Hier erfährst du mehr darüber, welche Unterschiede es gibt und welches Papier sich für was eignet.
Grammatur:
Die Grammatur gibt an, wie dick das Papier ist. Je höher die Grammatur, desto einfacher lässt sich damit arbeiten. Dickes Papier wellt sich beim Malen nämlich weniger schnell. Welche Grammatur du wählen solltest, hängt also stark davon ab, wie du malst. Je mehr Wasser du verwendest, desto dicker sollte das Papier sein. Ich empfehle dir ein Papier zu kaufen, das mindestens 300g/m² dick sind. So kannst du auch mal größere Flächen mit mehr Wasser malen, ohne dass sich Wellen bilden, in denen sich die Farbe sammelt.
Leimung:
Du kannst Aquarellpapier im Fachhandel auch als einzelne Bögen kaufen, für gewöhnlich wirst du sie aber als Block geleimt finden. Manche sind dabei nur an einer Seite geleimt. Praktischer sind aber Blöcke, die an allen 4 Seiten geleimt sind. Sie behalten beim Malen ihre Form und wellen sich weniger stark. Um sie vom Block zu lösen, gibt es eine kleine ungeleimte Stelle, an der du das Papier mit einem flachen Gegenstand (z.B. einem Messer oder Brieföffner) abtrennen kannst.
Tipp: solltest du einzelne Bögen nutzen, kannst du das Papier auch mit Kreppklebeband oder Washitape auf dem Tisch oder auf einem dünnen Brett befestigen.
Oberflächenstruktur:
Bei der Struktur von Aquarellpapier unterscheidet man zwischen rough (rau), hot-pressed (glatt) und cold-pressed (matt). Welche Art von Aquarellpapier sich für dich eignet, hängt davon ab, welche Techniken du verwendest, ob du das fertige Bild digitalisieren möchtest und letztendlich natürlich auch von deiner persönlichen Präferenz. Deswegen empfehle ich dir, alle 3 Strukturen wenigstens einmal auszuprobieren.
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Glattes Aquarellpapier (hot-pressed): Dieses Papier hat eine sehr glatte Oberflächenstruktur, weil es bei Herstellung während des Trocknungsvorgangs heiß gewalzt wird. Es eignet sich besonders gut für sehr detailreiche Bilder, da auch feine Pinsel gut drüber gleiten. Auch für eine Kombination aus Fine-Liner bzw. Tusche Zeichnungen und Aquarell ist dieses Papier bestens geeignet. Beim Malen von großen Flächen neigt die Aquarellfarbe auf glattem Aquarellpapier aber dazu, Wasserränder zu bilden.
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Mattes Aquarellpapier (cold-pressed): Mattes Aquarellpapier wird beim Trocknen kalt gewalzt, wodurch es eine leicht strukturierte Oberfläche hat. Es nimmt Farbe gleichmäßig auf und eignet sich daher auch für Motive mit großen Flächen und viel Wasser. Als Anfänger würde ich dir immer zu einem matten Aquarellpapier raten, weil sich damit besonders einfach und vielseitig arbeiten lässt.
- Raues Aquarellpapier (rough): Raues Aquarellpapier hat eine sehr grobe Struktur, weil es nicht gewalzt wird. Es eignet sich besonders für die Nass-in-Nass Technik mit sehr viel Wasser. Die Struktur ist dabei stark sichtbar und kann als interessanter Effekt genutzt werden. Zum Beispiel, indem man den Pinsel beim Malen nur leicht über das Papier gleiten lässt, wodurch die Farbe nur an den höher liegenden fasern haftet. Solltest du dein Aquarell Bild digitalisieren und vervielfältigen wollen, würde ich dir von rauem Aquarellpapier abraten. Die Struktur ist nach dem Digitalisieren sehr deutlich sichtbar und das Bild muss vor dem Druck aufwendig digital bearbeitet werden.
links: glattes Aquarellpapier, rechts: mattes Aquarellpapier
Aquarellpapier Empfehlungen für Anfänger (mattes Aquarellpapier/cold pressed)
Aquarellfarben
Gute Aquarellfarben zeichnen sich durch eine intensive Farbe aus. Sie haben eine hohe Pigmentierung und sind lichtbeständig. Ich empfehle dir, gleich in hochwertige Farben zu investieren, um frustrierende Ergebnisse zu vermeiden. Dabei gibt es schon im mittleren Preissegment gute Aquarellfarben, die mit den High End Produkten durchaus mithalten können (meine Empfehlungen findest du unten).
Wie viele Aquarellfarben brauche ich?
Theoretisch kannst du mit den Grundfarben alle nötigen Farben mischen. Solltest damit aber nicht so viel Erfahrung haben, empfehle ich dir, für den Anfang einen kleinen Aquarellkasten mit 12 Farben zu kaufen. Diesen kannst du dann nach und nach mit deinen Lieblingsfarben ergänzen und dich ausprobieren.
Aquarell Näpfchen oder Tuben?
Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob du Näpfchen oder Tuben kauft. Die Farbpigmente sind in beiden Varianten gleich. Der Unterschied ist, dass man die Farbe in den Näpfen erst mit Wasser aktivieren muss. Die Farbe aus den Tuben ist bereits "flüssig" und kann mit etwas Wasser gleich auf Aquarell Papier gebracht werden. Dadurch lassen sich einfacher große Flächen füllen.
Tipp: Wenn du Aquarellfarbe in Tuben kaufst, kannst du sie in leere Näpfchen füllen und trocknen lassen. So kannst du sie ganz normal wie Farbe in Näpfchen verwenden und musst sie nach dem Malen nicht entsorgen.
Achtung: Die meisten Farbpigmente von Aquarellfarben sind nicht giftig. Es gibt aber ein paar, die als giftig, potentiell krebserregend oder umweltschädlich eingestuft werden. Du solltest beim Kauf also immer auf entsprechende Warnhinweise achten. Insbesondere, falls du die Farbe auch zusammen mit Kindern verwendet solltest.
Aquarellfarben Empfehlungen für Anfänger
- Van Gogh Aquarell Kasten mit 12 halben Näpfchen
- Schmincke Akademie Aquarell Kasten mit 12 halben Näpfchen
- White Nights - russische Aquarellfarben
Aquarellfarben Empfehlungen für Fortgeschrittene
Was du sonst noch so für deine Grundausstattung brauchst:
- eine Mischpalette - um die Farben zu Mischen und zu verdünnen
- 2 Wassergläser - eins zum Auswaschen und eins zum Wasser aufnehmen
- ein Stofftuch oder Küchenkrepp - zum Farbe abtupfen und Pinsel trocknen
- einen Bleistift und einen weichen Radiergummi
- Kreppklebeband oder Washitape - zum fixieren des Papiers auf dem Tisch oder einem Brett
Aquarell Materialien: 5 Tipps, wie du sparen kannst
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Anstatt viele verschiedene Papierformate zu kaufen, entscheide dich lieber für einen großformatigen Aquarellblock. Diesen kannst du bei Bedarf einfach zerschneiden.
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Nutze, was du eh schon zuhause hast. Du brauchst zum Beispiel nicht unbedingt eine teure Keramikmischpalette. Ein oder mehrere alte Teller aus deinem Schrank der vom Flohmarkt funktionieren genau so gut.
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Durchforste Ebay Kleinanzeigen oder ähnliche Plattformen. Dort finden sich häufig neuwertige oder wenig genutzte Aquarellkästen von zum Beispiel Schmincke. Selbst mit einem schon ordentlich genutzten Kasten kannst du noch viele schöne Bilder malen. Die meisten Farben sind nämlich sehr ergiebig. Ich habe meinen seit vielen Jahren und musste erst wenige Näpfchen ersetzten.
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Wenn du dich für Aquarell Näpfchen entscheidest, dann reicht ein Kasten mit halben Näpfchen. Aquarellfarben sind sehr ergiebig und es gibt sicherlich die ein oder andere Farbe, die du gar nicht nutzen wirst. Deine Lieblingsfarben, die schnell leer werden kannst du dann auch in der großen Größe nachkaufen.
- Kaufe für den Anfang nicht zu viele Aquarellfarben. Aquarellfarben lassen sich toll mischen und es macht viel Freude, Farben zu kombinieren und neue Farben zu kreieren. Am Anfang wirst du wahrscheinlich immer wieder zu den gleichen Farben greifen und eine zu große Auswahl überfordert eher.
Vollständige Materialliste für die Grundausstattung: Alles was du zum Aquarell malen brauchst auf einem Blick
- 3-4 Rundpinsel
- eine kleine Auswahl an Aquarellfarben (im Kasten oder in Tuben)
- mattes Aquarellpapier (cold-pressed)
- 2 Wassergläser
- einen Teller oder eine Mischpalette
- ein Tuch (Küchenkrepp oder Baumwolltuch)